Chinas hohe und steigende Verschuldung
Eine Analyse der Ursachen und Risiken
China hat ein Schuldenproblem: Die Gesamtverschuldung von Regierung, Unternehmen und Haushalten ist auf fast 242 Prozent des BIP angewachsen. Damit ist China unter den aufstrebenden Volkswirtschaften eines der am stärksten verschuldeten Länder.
Chinas Unternehmen haben eine besonders schwere Schuldenlast zu tragen. Das Verhältnis von Unternehmensverschuldung zum BIP, ein Maß für den Verschuldungsgrad, ist binnen eines Jahrzehnts um 65 Prozentpunkte angestiegen. Der Verschuldungsgrad chinesischer Unternehmen ist damit weltweit einer der höchsten.
Der chinesische Wirtschaftswissenschaftler Ma Guonan, bis vor kurzem Visiting Academic Fellow am MERICS, hat im neuen China Monitor Perspectives „Chinas hohe und steigende Verschuldung: Eine Analyse der Ursachen und Risiken“ seine aktuellen Forschungsergebnisse zum Verschuldungsgrad chinesischer Unternehmen und der Effizienz der chinesischen Bemühungen um Schuldenabbau zusammengefasst.
Der Autor nennt verschiedene Faktoren für die Besonderheiten der chinesischen Unternehmensverschuldung. Dazu gehören unter anderem der geringe Anteil intern finanzierter Unternehmensinvestitionen und die insgesamt geringere Staatsverschuldung in China. Die vom Autor identifizierten Faktoren lassen auch vermuten, dass getätigte Investitionen nicht besonders effizient waren und zum erheblichen Anstieg des Verschuldungsgrads chinesischer Unternehmen in den Jahren nach der Finanzkrise 2008 führten.
Die chinesischen Entschuldungskampagnen der jüngsten Zeit zielten insbesondere auf den Abbau der Kreditvergabe über sogenannten Schattenbankensysteme. Lokalregierungen wurden Zugänge zu inländischen Anleihemärkten erleichtert, Industriesektoren mit hohen Verschuldungsraten wurden strenger reguliert. Besonders betroffen ist allerdings der private Sektor, der sich häufig über Schattenbanken finanziert, weil er nur begrenzt auf Kredite aus dem offiziellen Finanzsystem zurückgreifen kann. Hieraus, so eine zentrale These des Autors, könnten erhebliche Herausforderungen für Chinas Wirtschaft erwachsen: Denn diese hängt vor allem vom dynamischen und innovativen Privatsektor ab, wenn es darum geht, das für eine stabile Entwicklung nötige Wachstum zu erzeugen.
Um Maßnahmen zum Schuldenabbau nachhaltig zu machen, sind ergänzende Schritte nötig, argumentiert der Autor. Dazu gehören Programme zur Umstrukturierung und Öffnung der chinesischen Wirtschaft, Schritte zu mehr Wettbewerb und ein schnellerer Umbau von ineffizent wirtschaftenden Staatsbetrieben, sogenannten „Zombie“-Firmen. Insgesamt müsse das Gewicht der Staatsbetriebe in der chinesischen Wirtschaft reduziert werden, und kleinere und privatgeführte Firmen müssten bessere Zugänge zu Krediten erhalten.
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