MERICS China Forecast 2022
Hoffnung auf stabile Wirtschaftsbeziehungen mit der EU
Die wirtschaftlichen Beziehungen zwischen China und der EU werden sich 2022 stabil gestalten, auch wenn politische Spannungen sich weiter verschärfen könnten. Das ist ein Ergebnis einer Umfrage, die das Mercator Institute for China Studies (MERICS) unter 850 China-Beobachterinnen und -Beobachtern durchgeführt hat.
Einen Mitschnitt unserer virtuellen Veranstaltung vom 26. Januar 2022 finden Sie hier.
Mit Blick auf die EU und China erwartet eine Mehrheit der Befragten bei den wirtschaftlichen Beziehungen Stabilität. Die politischen Beziehungen werden skeptischer bewertet: Hier rechnet eine Mehrheit mit einer gewissen, manche Befragte sogar mit einer drastischen Verschlechterung. Im Vergleich zu den „MERICS China Forecast“-Umfragen der Jahre 2019 und 2020 ist die Skepsis gewachsen. An den Umfragen nehmen einmal jährlich mehrere Hundert China-Beobachtende teil. Dazu gehören professionelle Expert:innen und auch Interessierte aus einer breiteren Öffentlichkeit.
Insbesondere im Bereich der sogenannten Grünen Technologien erwarten die Befragten in den beiderseitigen Handels-, Investitions- und Forschungsbeziehungen (Expert:innen: 61%, Öffentlichkeit: 50%) eine „gewisse“ Intensivierung. In sicherheitsrelevanteren Bereichen wie Halbleiter, Chips und 5G rechnen die Befragten indes mit einem Rückgang der beiderseitigen Zusammenarbeit.
Gefragt nach den großen Themen der EU-China-Politik im neuen Jahr nennt eine Mehrheit die Verbesserung der wirtschaftlichen Sicherheit der EU (Economic Security) an erster Stelle (Experten: 74,3%, Öffentlichkeit: 54,8%). An zweiter Stelle folgt die Intensivierung der Klima-Zusammenarbeit mit China. Die offene Benennung und Kritik an der Verbreitung von Fehlinformationen oder an Informationsmanipulation durch China landet in der Prioritätenliste auf Platz drei, gefolgt von der Notwendigkeit, Menschenrechtsthemen zu thematisieren.
Was Chinas innenpolitische Entwicklung angeht, so gehen die Befragten mit einer großen Mehrheit (85,2% China-Experten, 79,6% interessierte Öffentlichkeit) davon aus, dass Staats- und Parteichef Xi Jinping im laufenden Jahr seine Machtbasis weiter konsolidieren wird. Nur eine Minderheit hält es jeweils für wahrscheinlich, dass innerparteilich Opposition gegen Xi sichtbar werden oder die Partei einen Führungswechsel für die Zeit nach Xi einläuten könnte.
Ende des Jahres steht in Beijing der 20. Parteitag der Kommunistischen Partei an. Eine Mehrheit der Befragten (65,8 % Experten, 56,2% Öffentlichkeit) geht davon aus, dass auf dem Weg dorthin staatliche Kontrolle Chinas Wirtschaftsentwicklung 2022 maßgeblich prägen wird. Auch wird die Zentralregierung demnach weiter versuchen, die großen Technologiekonzerne zu kontrollieren und deren technologische Innovation für sich nutzbar zu machen.
Gefragt wurden die Teilnehmenden der Umfrage unter anderem auch nach den Olympischen Winterspielen, die am 4. Februar in Beijing und Umgebung beginnen. Diese werden aus Sicht der Befragten nicht dazu beitragen, Chinas Image zu verbessern. 55% der befragten Experten glauben sogar an einen negativen Effekt (Öffentlichkeit: 38%).
Der MERICS China Forecast fand zum dritten Mal statt. Bei der Online-Umfrage, die im Dezember durchgeführt wurde, gingen 850 Antworten von China-Beobachter:innen aus mehr als 60 Ländern ein.
Die vollständige Umfrage, deren Ergebnisse wir am 26. Januar auf einer Konferenz vorstellen, können Sie hier herunterladen:
Hier finden Sie eine Übersicht der Grafiken zu den Ergebnissen der Forecast 2022 Umfrage. Bitte klicken Sie auf die Grafik, dann öffnet sich das Fenster und Sie können in der Gallerieansicht alle weiteren Grafiken aufrufen.
Pressekontakt
Die Expert:innen vom Mercator Institute for China Studies beantworten gern Ihre Anfragen rund um das Thema China.